Sorgerecht
Auf einen Blick
„Das Sorgerecht haben“ heißt, dass man:
seine Kinder erziehen darf, auf sie aufpassen darf, entscheiden darf, wo das Kind gerade sein soll und die Verantwortung hat.
Oft haben beide Eltern das Sorgerecht. Manchmal kümmert sich auch nur die Mutter oder nur der Vater oder eine ganz andere Person um die Kinder.
Unten auf der Seite findest du auch Podcasts zu diesem Thema. Hör mal rein!
Was sind Deine Rechte und Pflichten als Eltern?
Eltern haben Rechte und Pflichten, die im Gesetz stehen. Diese Rechte werden den Eltern gegeben, damit sie ihre Kinder gut erziehen können. Kinder sollten so erzogen werden, dass sie selbstständig und gut in der Gemeinschaft leben können.
Das Elternrecht ist immer zum Wohl des Kindes da. Das bedeutet, Ihr als Eltern dürft Euer Recht nicht für Euch selbst nutzen, sondern müsst es für Eure Kinder einsetzen.
Damit habt Ihr als Eltern die Verantwortung, immer daran zu denken, was gut für Euer Kind ist.
Was ist das Sorgerecht?
Das Sorgerecht besteht rechtlich aus mehreren Bestandteilen:
- das Recht zur Pflege und Erziehung des Kindes
- die Aufsichtspflicht
- das Aufenthaltsbestimmungsrecht
- das Vertretungsrecht
Was bedeutet das genau?
Pflege bedeutet, dass Du dafür sorgen musst, dass Dein Kind alles bekommt, was es zum Leben braucht: Essen, einen Platz zum Schlafen, Kleidung und ärztliche Versorgung, wenn es krank ist.
Erziehung heißt, dass beide Elternteile dafür sorgen, dass Euer Kind sich gut entwickelt. Das bedeutet, dass das Kind lernt, wie man sich richtig verhält, zur Schule geht und emotional unterstützt wird.
Eltern müssen Ihre Kinder ohne Gewalt erziehen.
Zum Sorgerecht gehören eine Reihe von weiteren Rechten und Pflichten, die Ihr als Eltern gegenüber Eurem Kind habt.
Aufsichtspflicht
Aufsichtspflicht bedeutet, dass Ihr als Eltern dafür sorgen müsst, dass Eurem Kind nichts passiert und dass das Kind niemandem Schaden zufügt. Diese Pflicht ist die Grundlage dafür, dass Eltern (oder andere Personen, die auf das Kind aufpassen) rechtlich verantwortlich sind, wenn etwas passiert.
Aufenthaltsbestimmungsrecht
Das Aufenthaltsbestimmungsrecht ist wichtig, wenn sich Eltern über das Sorgerecht streiten. Es bedeutet, dass der Elternteil, entscheiden kann, wo das Kind sein soll, zum Beispiel: „Heute bleibst du zu Hause.“ Dieser Elternteil kann auch von anderen Personen verlangen, dass sie das Kind jederzeit herausgeben.
Gegenüber dem eigenen Kind ist das Aufenthaltsbestimmungsrecht praktisch nicht so wichtig. Normalerweise tun Kinder, was ihre Eltern sagen, z.B. „Du darfst nicht auf diese Party gehen.“
Gegenüber anderen Personen ist das Aufenthaltsbestimmungsrecht klarer und wichtiger. Das Gesetz sagt, dass Ihr als Eltern von jeder Person verlangen könnt, dass sie das Kind zurückgeben. Es gibt Einschränkungen des Aufenthaltsbestimmungsrechts.
Vertretungsrecht
Als Eltern, die für ihre Kinder verantwortlich sind, entscheidet Ihr für sie in rechtlichen Dingen, bis das Kind 18 Jahre alt ist. Bis zum 18. Geburtstag darf das Kind keine rechtlich gültigen Entscheidungen treffen. Das bedeutet, dass es zum Beispiel keine Verträge abschließen, sich nicht vor Behörden oder Gerichten vertreten und keine Zustimmung bei Ärzten geben kann.
Wer hat das Sorgerecht?
Als Mutter oder Vater hast Du das Sorgerecht für Dein Kind.
Als die Mutter hast Du immer das Sorgerecht, weil normalerweise immer feststeht, wer die Mutter ist.
Beim Vater ist es anders. Du hast als Vater nur dann das Sorgerecht, wenn Du auch der „rechtliche“ Vater bist, also wenn das Gesetz das so sagt.
Es gibt drei Möglichkeiten, als „rechtlicher“ Vater anerkannt zu werden:
- Du bist mit der Mutter des Kindes zum Zeitpunkt der Geburt verheiratet
- Du hast die Vaterschaft für das Kind anerkannt
- ein Gericht hat festgestellt, dass Du der Vater bist.
Sorgerecht bei verheirateten und unverheirateten Eltern
Wenn Du mit dem anderen Elternteil verheiratet bist und Ihr ein Kind bekommt, habt Ihr beide automatisch das gemeinsame Sorgerecht. Das bedeutet, dass Ihr beide gleichermaßen für das Kind verantwortlich seid.
Wenn Ihr als Eltern nicht verheiratet seid, habt Ihr nicht automatisch das gemeinsame Sorgerecht. Ihr müsst Euch einigen oder das gemeinsame Sorgerecht beim Gericht beantragen. Wenn Ihr nichts tut, hat nur die Mutter das Sorgerecht.
Wenn Ihr als Eltern nicht verheiratet seid, könnt Ihr auf zwei Arten das gemeinsame Sorgerecht bekommen:
Möglichkeit 1: Gemeinsame Sorgeerklärung Ihr (also beide Eltern) seid Euch einig und gebt eine gemeinsame Sorgeerklärung ab. Diese Erklärung muss persönlich abgegeben und vom Jugendamt oder einem Notar bestätigt werden. Beim Jugendamt ist das kostenlos.
Möglichkeit 2: Antrag beim Gericht Wenn Ihr Euch nicht einig seid, kann ein Elternteil das gemeinsame Sorgerecht beim Gericht beantragen. Das Gericht entscheidet für ein gemeinsames Sorgerecht, wenn es keine Gründe gibt, die dem Wohl des Kindes schaden. Der andere Elternteil kann das gemeinsame Sorgerecht nur verhindern, wenn er gute Gründe hat, die zeigen, dass das gemeinsame Sorgerecht dem Kind schaden würde. Es reicht nicht aus, wenn ein Elternteil einfach nichts mehr mit dem anderen zu tun haben möchte.
Gerichte entscheiden meistens für das gemeinsame Sorgerecht, weil das Kind in der Regel beide Eltern braucht.
Kann Ich als Elternteil das Sorgerecht verlieren?
Das Sorgerecht kann vom Familiengericht eingeschränkt oder weggenommen werden.
Es gibt verschiedene Situationen, in denen das Sorgerecht eingeschränkt oder den Eltern weggenommen werden kann:
- wenn das Wohl des Kindes in Gefahr ist
- bei Trennung oder Scheidung der Eltern
- wenn die Eltern sich nicht einigen können und streiten
- wenn die Eltern selbst noch minderjährig sind
- wenn die Eltern lange krank sind oder nicht anwesend sein können
Das Familiengericht greift dann ein, wenn eine Gefahr für das Kindeswohl besteht und die Eltern diese Gefahr nicht stoppen wollen oder können.
Es muss ziemlich sicher sein, dass ein Schaden für das Kind eintreten könnte. Vergangene Ereignisse sind nur wichtig, wenn sie zeigen, dass es jetzt gerade eine Gefahr gibt. Ein Schaden muss aber noch nicht passiert sein. Nicht jeder mögliche Schaden reicht aus – eine „schlechte Erziehung“ allein reicht zum Beispiel nicht. Es muss klar sein, welcher Schaden dem Kind konkret droht.
Um zu entscheiden, ob das Wohl des Kindes gefährdet ist, schaut das Gericht auf medizinische, psychologische und pädagogische Meinungen. Oft werden Gutachten von Experten wie Kinder- und Jugendpsychiatern oder Sozialarbeitern erstellt. Das Gericht muss für jeden Fall genau prüfen, wie die Lage ist und alle wichtigen Punkte berücksichtigen.
Besonders wichtig sind dabei:
- Gewalt
- wie die Eltern Konflikte lösen
- ob die Eltern sich an Regeln halten
- die Bindung des Kindes zu den Eltern
- der Wille des Kindes
- die gesundheitliche Situation
- die Wohnsituation
- Kindergarten oder Schule
- Haushalt und Hygiene
Es spielt keine Rolle, ob Ihr als Eltern schuld seid. Es geht darum, die Gefahr für das Kind zu vermeiden, nicht Euch als Elternteile zu bestrafen. Auch ist es egal, warum Ihr die Gefahr nicht verhindern könnt – ob Ihr es nicht wollt oder nicht könnt, ist nicht wichtig.
Hör mal rein!
In unseren Podcasts werden die Themen ausführlich erklärt.